Redebeitrag im Rahmen der Demonstration Radikal Queer March Berlin
Hallo alle!
Bevor wir unsere Gruppen vorstellen, wollen wir sagen, dass einige von uns stark gegen die Zensur von BDS in dieser Demo sind, einige von uns haben eine andere Position dazu, es sind starke Emotionen mit dieser Disskussion zu jeder unserer Positionen verbunden die eingebracht werden, aber - was wichtig ist - wir sind hier vereint im Kampf für die Sichtbarkeit und Rechte von Trans*, Inter* und Nichtbinären Menschen! ✊🏽✊✊🏿
Wir sind nichtbinär.berlin. In 2018 stellten einige von uns fest, dass es kaum selbst-organisierte Gruppen für Nichtbinäre Menschen in Berlin gibt. Deshalb entschieden uns wir, dies zu ändern!
Wir gründeten eine sich monatlich treffende Gruppe. Wir treffen uns immer am ersten Montag des Monats um 19:00 Uhr im Aquarium. Diese Treffen dienen als Plattform, damit Nichtbinäre Menschen in einem sichereren Raum sich begegnen können, um Spaß zu haben, über Probleme zu sprechen mit denen wir gerade konfrontiert sehen oder um einfach abzuhängen und zu spielen.
Wir unterstützen uns gegenseitig, in dem wir über Persönliches sprechen: wie zum Beispiel über das Coming out in der Familie oder bei Freunden, wie Mensch Pronomina verwendet oder wo Mensch die besten ChirurgInnen oder medizinische Behandlung findet. Viele unsere Diskussionen betreffen den Kampf der Personenstands- oder Namensänderung oder das Loswerden des alten Namens in allen Dokumenten. Das Leben als Nichtbinärer Mensch gestaltet sich zwischen Pronomina, Toiletten und gegenderten Arbeitssituationen manchmal recht schwierig. Einander darin zu unterstützen und den Kopf oben zu behalten ist deshalb sehr wichtig.
Die Menschen bei unseren Treffen kommen aus der ganzen Welt, deshalb sprechen wir meistens Englisch. Aber innerhalb der Kleingruppe werden viele unterschiedliche Sprachen gesprochen: also auch wenn Ihr kein Englisch sprecht, seid Ihr eingeladen zu kommen.
Nach einer kurzen Einleitung, die wir in 1-2 Kreisen machen, teilen wir uns in kleinere Gruppen auf, in denen gespielt wird und weitere Fähigkeiten geteilt werden, Kleidung oder Schminktipps getauscht werden, einfach gesprochen wird oder kleine und große Pläne geschmiedet werden, wie z.B. zusammen Musik machen oder ein Geschäft gründen.
Um die Probleme einer bedrückenden binären Welt nicht nur auf einer persönlichen Ebene an zu gehen, begannen viele aus der Gruppe sich auch im Rahmen von politischen Tätigkeiten zu organisieren - wie bei Demonstrationen einen Beitrag zu liefern oder Nichtbinäre Plakate und Transparente. Aber auch zum Beispiel Fitnessstudios dazu zu bewegen Ihre binäre Umkleidenkabinenpolitik zu ergänzen oder zu ädern. Weitere von uns unterstützen eine Gruppe queerer StudentInnen, die an der Charité mit Aktionen versuchen dass das Medizin Studium dahingehend verändert wird, dass die Inhalte der Vorlesungen, nicht transphob, ausschließlich binär und Nichtbinäre und Inter* Menschen nicht panthologisiert werden. Damit eines Tages möglicherweise die Genitalverstümmelung von momentan jährlich, mehr als 2300 Inter*-Kindern unter 6 Jahren, in Deutschland, stoppt. Einige von uns organisieren Informationsveranstaltungen zum neuen §45 PStG und helfen sich gegenseitig durch das Begleiten bei den Behördengängen, damit niemand diese einschüchternden Situationen allein bewältigen muss.
Es gibt ein neues Gesetz in Deutschland, eingeführt im Januar diesen Jahres durch welches zwischen 4 Personenständen, 3 davon Geschlechter und „ohne Angabe“ zu wählen. Die deutsche Regierung wurde gezwungen, dieses Gesetz ein zu führen, dass einem Urteil des höchsten deutschen Gericht folgt. Dieses Urteil machte es sehr deutlich, dass trans*- inter*- und nichtbinäre Menschen die Möglichkeit des Änderns ihrer Namen und Geschlechts haben müssen ohne Medizinische Gutachten. Zusätzlich wurde die Regierung verpflichtet ein drittes nicht binäres Geschlecht ein zu führen. Den Personenstand „keine Angabe“ gab es bereits seit 2013. Was dann geschah, war von den Hoffnungen einer tatsächlichen Anerkennung für ALLE Nichtbinären Menschen weit entfernt. Die deutsche Regierung, geführt vom Innenministerium, wurde gezwungen, ein neues Gesetz vorzustellen, was sie nur widerstrebend taten. Sie wählten eine minimale Lösung, die trans* und Nichtbinäre Menschen nicht berücksichtigt. Nur Inter* Menschen, die durch eine Bescheinigung eines Arztes nachweisen können, Inter* zu sein, dürfen Ihre Namen und Personenstand ändern, wodurch es wieder zu einer Pathologisierung kommt.
Dies ist Bullshit!
ABER: auf der Sonnenseite: das Gesetz wurde so schnell zusammengefügt, dass ein Schlupfloch entstanden ist, mit dem es auch trans* und nichtbinären Menschen möglich gewesen ist ihre Namen und Personenstand zu ändern. Zumindestens wenn sie einen Doktor finden, der bereit ist, zu bestätigen, dass bei Ihnen eine sogenannte „Geschlechtsvariante“ vorliegt. Obwohl der Innenministerium Drohungen ausgesprochen hat, wie ÄrztInnen mit Geldstrafen zu belegen, gibt es bereits eine größere Anzahl von Menschen die es geschafft haben den Personenstand und die Vornamen selbstbestimmt zu ändern! Wir lassen uns nicht einschüchtern!
☞ Trans* Inter* und Nichtbinäre Pathologisierung muss stoppen! ☞ Wir fordern, dass alle Menschen Ihr Geschlecht frei wählen können! ☞ Wir fordern, dass alle Menschen Ihre Namen frei wählen können! ☞ Dies soll für alle Menschen die in Deutschland leben gelten, egal welche Nationalität! ☞ Die Genitalverstümmelung an Kindern in Deutschland muss stoppen! ☞ Wir fordern Unterstützung für alle Queeren, Nichtbinären und Inter* Flüchtlinge! ☞ Gegen das binäre Menschenbild! ☞ Für die Akzeptanz von nichtbinären Menschen weltweit!
Letztes Update: 2019.07.28